Wiler Zeitung: Spitex Förderverein sucht Freiwillige

Die Besuche und das Spielen sei für die älteren Menschen sehr wichtig, sagt Martin Giger.

 

Martin Giger, braucht es den Förderverein der Spitex Thurvita überhaupt noch?
Martin Giger: Es gibt leider viele ältere Bewohner, welche in einem Altersheim wohnen und fast nie Besuch bekommen. Im Heim haben sie dann nicht viel zu tun, es wird nur wenig mit ihnen unternommen. Wir besuchen diese einsamen Menschen und verbringen Zeit mit ihnen, spielen Brettspiele oder machen einen Spaziergang. Zudem helfen wir auch älteren Menschen, welche noch Zuhause leben. Wir besuchen sie, organisieren einen Mahlzeitendienst oder den Mittagstisch.

 

Nun fehlen Ihnen Mitarbeiter. Warum beenden so viele Freiwillige ihren Dienst?
Pro Jahr verlassen unseren Verein zehn bis zwölf Prozent der Mitglieder. Der grösste Teil altersbedingt, weil sie selber in Heime kommen.

 

Wie schwierig ist es, Nachfolger zu finden?
Wenn jemand im Erwerbsleben steckt, findet er kaum Zeit für die Freiwilligenarbeit. Deshalb ist der grösste Teil unserer Mitglieder pensioniert. Die Beanspruchung unserer Zielgruppe, der Rentner, ist aber sehr hoch.

 

Warum?
Die heutigen Rentner haben viel mehr Aufgaben als früher, mit der Enkelbetreuung und anderem. Andere Neupensionäre sagen auch, dass sie nach dem Arbeitsleben die Freiheit geniessen wollen. Solche Aussagen schmerzen dann.

 

Was müssen neue Mitarbeitende mitbringen?
Es gibt grundsätzlich keine Voraussetzungen. Wichtig ist jedoch Einfühlvermögen, um sich in die Situation von älteren Menschen hineinzuversetzen und deren Probleme zu verstehen. Dazu braucht es natürlich Zeit: Ein Einsatz dauert ungefähr eineinhalb Stunden pro Woche, am besten mehrmals im Monat.

 

Was bekommen die Freiwilligen zurück?
Unsere Helfer bekommen nichts. Das ist das Problem: Viele Leute würden gerne helfen, aber es wird dann doch zu viel Aufwand. Mit einem finanziellen Anreiz kämen mehr Leute. Wir bieten jedes Jahr einen Ausflug und ein Dankesessen an. Dazu sind die älteren Menschen sehr dankbar.

 

Inwiefern spüren Sie das?
Das ist schwierig zu erklären. Wenn sie vor den älteren, einsamen Menschen stehen und sich mit ihnen beschäftigen, sehen sie in kurzer Zeit die Dankbarkeit im Gesicht. Ihre Freude drückt sich in den Augen aus. Sie strahlen und merken, dass sich jemand Zeit für sie nimmt.

 

Auch in anderen Vereinen fehlen Freiwillige. Sie haben zurzeit 150 Mitarbeiter. Wie viele Freiwillige brauchen Sie denn noch?
Ich glaube, dass wir insgesamt 200 Helferinnen und Helfer brauchen. Das, was wir bis jetzt machen, ist ein Tropfen auf dem heissen Stein. Wir können in den Heimen nur jene Menschen abdecken, welche ansonsten nur wenig Besuch bekommen. Für alle anderen Bewohner in den Altersheimen haben wir keine Zeit. Das könnte man ausbauen.

 

Was passiert, wenn sich weiterhin keine neuen freiwilligen Mitarbeiter finden lassen?
Jetzt verdoppeln wir zuerst den Einsatz, um Mitglieder anzuwerben. Wenn das nicht hilft, müssten wir unser Angebot verkleinern. Wir könnten dann nur noch ein- oder zweimal im Monat in die Heime kommen, statt wie bisher drei- oder viermal. Ab dem nächsten Jahr müssen wir schauen, wie wir über die Runden kommen.

 

Wäre es denn nicht die Aufgabe der Thurvita, die Bewohner zu unterhalten?
Wir haben festgestellt, dass die Angestellten immer weniger Zeit mit den Bewohnern verbringen können, weil der administrative Aufwand zu gross geworden ist.

 

Braucht es mehr Personal in den Altersheimen?
Es ist utopisch, dass die Thurvita mit mehr Personal unsere Arbeit machen könnte. Das ist finanziell nicht möglich, die Heimplätze würden unbezahlbar werden. Also springen wir in die Bresche und machen die Arbeit, welche niemand bezahlen kann.

 

Zur Person
Martin Giger ist verantwortlich für den Freiwilligendienst des Fördervereins Thurvita. Gleichzeitig ist er der Vizepräsident des Vereins. Der Förderverein der Thurvita ist 2013 gegründet worden. Er entstand nach dem Zusammenschluss der Spitex und dem stationären Bereich der Altersheime und der Pflegezentren in Wil und Umgebung. Der Vorgänger des Fördervereins war der ehemalige Spitex-Verein, dem Giger von 2001 bis 2012 als Präsident vorstand.

 

Wer Interesse an einer Mitarbeit im Förderverein hat, kann sich bei Martin Giger unter der Telefonnummer 071 923 50 07 oder per E-Mail martin.giger@thurweb.ch melden.

 

Autor: Tobias Brungmann, Wiler Zeitung, tobias.brugmann@wilerzeitung.ch

 

Link zum Artikel: https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/helfer-brauchen-hilfe-spitex-foerderverein-sucht-freiwillige-ld.1044010