
Kanti Wil: Den Lebensgeschichten Betagter auf der Spur
Die Wiler Kantiklasse 1b besuchte auf Anfrage des Spitex-Förderverein Wil Betagte in Alterszentren der Thurvita, um aus deren Lebensgeschichten ein Portrait zu erstellen. Am Freitagmittag kamen die Arbeiten der vier Besten zur Vorstellung und durch den Spitex-Förderverein mit einem Geldpreis prämiert.


Betagtenportraits für gegenseitiges Verständnis
Der Vorstand des Spitex-Förderverein gelangte an die Kanti Wil mit der Anfrage, Schüler für Portraits mit Betagten zu gewinnen. Im Deutschlehrer Andrey Albrecht fanden sie Zustimmung zur Idee. Nach Urs Germann sollten die Kontakte zu einer gegenseitigen Bereicherung werden. Betagte erzählten bekanntlich gerne aus ihren Lebensgeschichten und bei der jungen Generation kann das Verständnis über frühere Lebenssituationen anwachsen.
Die Betagten zeigten sich spontan interessiert, ihre Lebensgeschichten erzählen zu können. Aus den Informationen ist leicht zu erkennen, was diesen Menschen im Leben wichtig war, oder was sie nachhaltig bedrückte. Bei den vorgestellten Siegerportraits der Kanti-Schüler fanden die prägenden Lebens-Momente der Betagten optimale Betonung.
Vier Portraitsvorstellungen
Rang 1: «Ein Priester gegen das Zölibat»
Julia Schmidli und Valeria Honold besuchten einen betagten Priester. Der gewählte Titel für das Portrait lässt schnell erahnen, was den beiden Schülerinnen besonders auffiel. Seine klare Ablehnung des Zölibats beschreibt er auch als Menschenrechtsverletzung. Sie geben im Porträt der sportlichen Seites des 92-Jährigen viel Raum und beschreiben, dass er einmal mit nur 100 Franken per Velo nach Amsterdam fuhr und auch heute noch regelmässig mit dem Velo unterwegs ist. Auch sein Werdegang zum Priesteramt kommt ausführlich zur Sprache.
2. Rang: «Optimismus währt am längsten»
Talina Fröhlich und Suchada Seiler waren bei einer betagten Frau auf Besuch. Auffallend ist, dass die Betagte von einem erfüllten und reuelosen Leben berichtet. Offensichtlich hat sie beeindruckt, wie die Frau trotz schweren Zeiten den Optimismus nicht verlor. Da sie aktiv bleibt und Kontakte pflegt hat zur Folge, bleibt die unterdessen alleinstehende Betagte immer für Neues offen.
3. Rang: «Ein bodenständiger Mann»
Die beiden Schülerinnen Carole Berliat und Nuria Stauffacher stuften den 98-jährigen Mann ob seiner Lebensgeschichte als bodenständig ein. Offensichtlich beeindruckte sie die verschiedenen positiven Lebenshaltungen, von denen er nicht abrückte. Da war der lebenslange Verzicht auf Alkohol auf Grund einer Erfahrung mit einem Alkoholiker. Seine Bodenständigkeit kommt auch mit der lebenslangen christlichen Grundhaltung zum Ausdruck, die Gottesverbindung immer wieder zu geniessen, was ihn auch mit seinen 98 Jahren noch glücklich leben lässt.
Für Rang 4: «Ein Doppelleben der besonderen Art».
Die beiden Jungs, Nicolas Eckmann und Marco Graber, hatten Kontakt mit einem Betagten, dessen Erzählungen niemals auf die aktuelle Alterssituation hinwiesen. Wie zu aktiver Lebenszeit, blieb das Gespräch immer beim Thema Sport, für den privaten Bereich blieb offensichtlich kaum Raum, was die beiden Jungs dann auch in ihrem Bericht bedauerten.
Die Betagten-Kontakte sollen weitergeführt werden. Der zuständige Kanti-Lehrer Andrey Albrecht fand es eine spannende Aufgabe, seine Schützlinge mit Betagten in Verbindung zu bringen. Ohnehin seien für sie externe Einsätze vorteilhaft, um nicht immer nur im geschützten Raum der Kanti zu arbeiten. Er kann sich gut vorstellen, diese Form der Kontaktnahme zu gegebenem Zeitpunkt wieder aufzunehmen.